Wie alles anfing — Chronologie meiner Krankheit

Januar 07 diffuse Beschwerden in der Magengegend, Verdauungsstörungen
Februar/ März oft krank, manchmal ohne klare Symptome
März Ohrgeräusch, Ohrverschluss
April Ich kann immer weniger essen. Gewichtsverlust, zunehmend Rückenschmerzen, die ich auf die Abmagerung zurückführe
Hausärztin vermutet Magenentleerunsstörung, Blutwerte O.K.
25.04. Brechdurchfall, Ärztin vermutet Virus
Zunehmend Abneigung gegen viele Speisen, insbesondere gegen jegliches Fett.
08.05. Der Mageninhalt bleibt wieder nicht drin. Danach weitere Einschränkung der Ernährung.
11.05. Eine Gastroskopie ergibt nichts weiter als "etwas Gastritis".
14.05. Die Hausärztin verschreibt ein neues Medikament und meint zuversichtlich: "In 2-3 Wochen geht es mit Ihnen aufwärts."
Überweisung zur Sonografie (Ultraschall).
15.05. Charlotte schaut mir in die Augen und stellt fest, dass sie gelb werden (das erste Anzeichen einer beginnenden Gelbsucht).
16.05. Blutabnahme. Nachmittags werde ich angerufen und gefragt, ob ich sofort oder am Montag ins Krankenhaus will. Da am nächsten Tag Feiertag ist, entscheide ich mich für Montag.
21.05. Die Hausärztin ist selber krank und leider ist die Einweisung nicht, wie versprochen, fertig. Ich warte 5 Stunden beim Vertretungsarzt, nur um schließlich doch in der Notaufnahme des Bethanien-Krankenhauses zu landen.
Der Arzt dort stellt per Ultraschall ziemlich schnell fest, dass bei der Bauchspeicheldrüse etwas vergrößert ist. Diese Vergrößerung sorgt auch für die Gelbsucht, da der Gallengang durch den Bauchspeicheldrüsenkopf führt. Durch den Gallengang gibt die Leber alles ab, was sie nicht braucht, z.B. ausgediente Blutkörperchen. Ist dieser Abfluß nicht möglich, werden diese in der Haut eingelagert, sie wird gelb. Somit wird auch verständlich, warum ich so wenig Appetit hatte: mir fehlten die Verdauungssäfte.
23.05. Ich mit Gelbsucht. Erste Magenspiegelung mit dem Versuch, dabei ein Röhrchen in den Gallengang einzubauen, um diesen vom Druck zu entlasten und die Galle wieder fließen zu lassen.
Zwei weitere Versuche, dieses Röhrchen einzubauen, scheitern.

Rechts ein Foto aus dieser Zeit, das im Vergleich zu Simon gut zeigt, wie gelb ich damals war.
24.05. Entnahme einer Gewebeprobe aus der Bauchspeicheldrüse.
29.05. Ich bekomme das Ergebnis der Geweprobe mitgeteilt: ich habe einen bösartigen Tumor.
30.05. Man schickt mich zur Computertomographie.
04.06. Ich werde operiert. Zum einen wird der Gallengang verlegt, so dass er frei fließen kann. Er mündet seitdem an einer andere Stelle in den Darm. Zum andern wird ein weiterer Magenausgang geschaffen, damit der Mageninhalt sich nicht immer am Tumor vorbeiquetschen muss.
Auch wenn es zunächst hart war, wenig trinken und nichts essen zu dürfen: die OP bringt die erhoffte Erleichterung, ich kann wieder mehr und alles essen, die Gelbfärbung geht zurück.
Der Tumor selbst konnte nicht operiert werden, weil er schon zu groß war und auch schon Metastasen gebildet hatte.
10.06. Ich habe genug von den zahllosen Infusionen, die kaum etwas bringen außer dass mein Körper aufquillt. Ich gehe "auf eigenen Wunsch und wider ärztlichen Rat" nach Hause. Irgendwann gefällt es auch im besten Krankenhaus nicht mehr.
15.06. Erste Infusion der Chemotherapie. Von da an habe ich einmal pro Woche eine Infusion, nach drei Wochen ist einmal Pause. Zusätzlich bekomme ich Tabletten.
Die Verdauung normalisiert sich, ich kann nach und nach mehr und alles essen, auch wenn nicht immer alles so schmeckt wie früher. Z.B. mag ich keine trockenen Speisen, am liebsten alles mit viel Soße. Eine zeitlang mochte ich auch kein Brot.
August 07
Als Hartz-IV-Empfänger auf Zeit wurde mir ein "Mehrbedarf wegen diätetischer Ernährung" zugesprochen: 83 Cent pro Tag für hochkalorische Ernährung.
Ich merke, wie die Kraft wieder etwas zunimmt. Zusammen mit meinem Körper, der vor dem Krankenhaus schon abgemagert war und danach gerade mal 57 kg wog.
15.09.07 Plötzlich geht es mir sehr schlecht, ich bekomme hohes Fieber: eine Lungenentzündung. Da die Antibiotika nicht ganz so schnell wirkten, wäre ich deswegen fast wieder im Krankenhaus gelandet. Zwangspause in der Chemotherapie.
22.11.07 Nun ereilt endlich auch mich das Schicksal: mein Blut ist zu schlecht und ich bekomme Epo (Erytropoetin) gespritzt, um die Bildung von Roten Blutkörperchen anzuregen. Das aber mit durchschlagendem Erfolg. Zur nächsten Blutabnahme (Dopingtest) bin ich gleich mit dem Rad gefahren …
Außerdem nehme ich nun zu jeder Mahlzeit Verdauungs-Enzyme, die die fehlende Funktion der Bauchspeicheldrüse abfangen sollen.
17.12.07 Ich werde zur Computertomographie geschickt. Ergebnis: Tumor, befallene Lymphknoten und vor allem die Metastasen sind kleiner geworden.
04.02.08 Die Chemotherapie wird abgesetzt. Künftig muss ich regelmäßig zur Kontrolle, ob sich wieder etwas rührt.
Ende Februar Die Nebenwirkungen der Chemo klingen ab, mein Befinden stabilisiert sich. Ich fühle mich gut, wenn ich auch eingeschränkt bin. Es geht mir besser als vor einem Jahr.
Ende März Es geht wieder rückwärts: Schmerzen und Bauchbeschwerden nehmen zu.
Anfang April Die Probleme spitzen sich zu. Der Tumor wächst sprunghaft und drückt die Magen-Darm—Passage ab. Ich muss nun künstlich ernährt werden und kann sonst nur trinken. Die Kraft ist sehr gering.
28 April Andreas stirbt zu Hause im Kreis seiner Familie.

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